Lutherweg

Spuren der Reformation entdecken 

Der Weg ist mit einem grünen "L" auf weißem Quadrat bezeichnet. Der 150 Kilometer lange Wanderweg wurde 1937 zum 400. Jahrestag des Schmalkaldischen Fürstentages, an dem Martin Luther teilgenommen hatte, angelegt und beschildert. Der Abschnitt durch das Thüringer Becken ist landschaftlich sehr abwechselungsreich.

Lutherweg: Etappe 44 - Von Sömmerda nach Bad Frankenhausen
In Sömmerda sind neben der evangelischen St. Bonifatiuskirche und einer gut erhaltenen Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert, das Dreyse-Haus als historisch-technisches Museum und das Salzmannhaus als bedeutende Sehenswürdigkeiten zu nennen. Das Geburtshaus des bekannten Theologen, Philanthropen und Pädagogen Christian Gotthilf Salzmann (1744-1811), der auch hier seine Kindertage verbrachte, ist eines der ältesten Wohnhäuser in Sömmerda.

Weißensee überrascht den Besucher mit einem Chinesischen Garten, dem "Garten des ewigen Glücks", der größten Einzelanlage ihrer Art in Deutschland. Weißensee ist aber auch die Stadt des Reinheitsgebotes zum Bierbrauen, lange vor München und der Ort des ersten Landtages in der deutschen Geschichte.

Auf den Spuren der Menschheitsgeschichte bewegt man sich in der Ausgrabungsstätte Steinrinne Bilzingsleben, einem ehemaligen Travertinsteinbruch am Rande des Wippertals. Durch die Vielzahl der Funde konnte vor allem das umfassende Lebensbild des Urmenschen rekonstruiert werden.

In Bad Frankenhausen erreichten erste reformatorische Bestrebungen ihren Höhepunkt inmitten des Bauernkrieges. Am 15. Mai 1525 unterlagen die von Thomas Müntzer geführten Bauern einer Übermacht fürstlicher Heere. Nach der verlorenen Schlacht bei Frankenhausen wurde Thomas Müntzer gefangen genommen, auf der Festung Heldrungen gefoltert und vor den Toren der Stadt Mühlhausen enthauptet.

Das Regionalmuseum Bad Frankenhausen bewahrt unter anderem den sogenannten "Lutherstein" auf, ein Kapitell mit einem Bildnis, dem portraitähnliche Züge Martin Luthers zugeschrieben werden.

Eines der spektakulärsten Projekte neuerer Kunstgeschichte, das von Werner Tübke von 1983 - 1987 geschaffene Monumentalgemälde, wird im Panorama Museum Bad Frankenhausen präsentiert. Das in seinen Dimensionen nahezu einmalige Bildwerk beleben mehr als 3000 Einzelfiguren. In altmeisterlicher Formensprache werden Humanismus, Reformation und Bauernkrieg, das Wirken Martin Luthers und Thomas Müntzers als Teile eines umfassenden Erneuerungsprozesses, einer grundlegenden Umwälzung in Kirche und Gesellschaft sinnlich erlebbar.

Lutherweg: Etappe 42 - Von Bad Langensalza nach Gierstädt
Drei Türme prägen das Bild der Kur- und Rosenstadt Bad Langensalza: der Turm der einstigen Augustinerkirche, der Turm des Rathauses und der Turm der Marktkirche St. Bonifacii. Um den berühmten „Drei-Türme-Blick“ zu genießen, müssen die Besucher durch das „Argusauge“ schauen, ein aus Stein gehauenes Auge, das auf einer Travertinsäule thront. Das Argusauge, geschaffen von dem Bad Langensalzaer Bildhauer Harald Stieding, befindet sich im Park vor dem Arboretum, unmittelbar vor der Gottesackerkirche St. Trinitatis.

Der Turm der Markt­kirche St. Bonifacii bietet eine fantastische­ Aussicht über die Stadt. Mit 83 Metern Höhe ist er der zweit­höchste Kirch­turm in Thüringen. Die Markt­kirche fand erstmals 1272 Erwähnung. Der Innenraum des Kirchenschiffes beherbergt zahlreiche historische Schätze: spätmittelalterliche Altäre, eine Kassettendecke über dem Chor von 1561, die Kanzel aus dem Jahr 1734, Tafelbilder, Epitaphien und Grabplatten. Die spätgotischen Wandmalereien in der Nonnenempore sind besonders wertvoll.

In der Kur- und Rosenstadt Bad Langensalza befindet sich das 1280 gegründete Augustinereremitenkloster. Neben Erfurt und Gotha gründeten Mönche in Salza das dritte Augustinerkloster in Thüringen. Es bestand bis zur Einführung der Reformation im Jahre 1539. Martin Luther besuchte das Kloster am 29. Mai 1516. Eine Gedenktafel am Haus erinnert an den berühmten Gast.

Die Reste des spätgotischen Kreuzganges zeugen neben einer originalgetreu restaurierten Kapelle, Mauerresten des Refektoriums und des Kirchenschiffes sowie einem zweiten Innenhof vom einstigen Klosterbau. Die über 800 Jahre alten Mauern des einstigen Augustinereremitenklosters beherbergen heute das Stadtmuseum Bad Langensalza mit wechselnden Ausstellungen. Der Kreuzgang und der zweite Innenhof bieten zudem eine wunderschöne Kulisse für Veranstaltungen im Freien.

Von Bad Langensalza aus führt der Lutherweg nach Nägelstedt, am Tor zum Unstruttal. Im früheren Unterdorf befindet sich die Kirche St. Georg. Sie diente dem Deutschen Ritterorden als Gotteshaus und stammt aus dem 13. Jahrhundert. Der Orden festigte seine Stellung in der Region durch Ausbau dieser Besitzung zum Komturhof Nägelstedt. Im Bauernkrieg wurden das von freien, wohlhabenden Bauern bewohnte Oberdorf und seine Kirche St. Michael zerstört.

Die Hauptkirche in Gräfentonna, den Heiligen Petrus und Paulus geweiht, beherbergt einen wundervollen Renaissance-Schnitzaltar, der ehemals die Gothaer Hofkirche zierte und nach Kriegsende nach Gräfentonna umzog. Die Gruft der Kirche dient darüber hinaus als letzte Ruhestätte der Grafen von Tonna und Gleichen, die bis ins 16. Jahrhundert hinein eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Region spielten.

Zwischen der Landeshauptstadt Erfurt, der Residenzstadt Gotha und der Kur- und Rosenstadt Bad Langensalza liegt der Ort Gierstädt, das Zentrum des Obstanbaus in der Fahner Höhe. Die Tradition des Obstanbaus reicht mehrere Jahrhunderte zurück. Pfarrer Johann Volkmar Sickler, der auch der "Obstpfarrer" genannt wird, hat wesentlichen Anteil an der Entwicklung zu einem bedeutenden Obstanbaugebiet. Gemeinsam mit den Herren von Seebach pflanzte er erstmalig 15 Kirschbäume an. Heute ist der Anbau von Kirschen und Äpfeln für Gierstädt und seine Nachbarorte eine bedeutende Einnahmequelle.

Die Gierstädter St. Bonifatiuskirche zählt hier zu den schönsten Kirchen des 19. Jahrhunderts. Um 800 soll Bonifatius laut einer Überlieferung im Ort eine Linde gepflanzt haben. Die mittelalterliche Vorgängerkirche, die sich nahe des jetzigen Baus befand, war baufällig geworden und musste 1843 gesperrt werden. In den Jahren 1844–1846 entstand unter Leitung des Gothaer Baurates Gustav Eberhard die heutige Kirche. Der hohe Turm mit seinem Zinnenkranz und Spitzhelm hat gotischen Charakter, während die Kirche im Renaissancestil errichtet wurde.